Der Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung (LEB) betreut in Hamburg Kinderschutzhäuser und ein Kleinkinderhaus mit 58 Plätzen. Dort leben Säuglinge und Kleinkinder bis zum 6. Lebensjahr, bei denen eine gesunde Entwicklung in der eigenen Familie durch richtige Betreuung und Förderung nicht sichergestellt ist.

Die Kinder kommen in die Obhut der Einrichtung immer aufgrund einer akuten Notsituation, nicht selten mitten in der Nacht und mit nichts bei sich als dem Nachthemd, das sie gerade tragen. Die Mitarbeiter werden dabei mit einer Realität konfrontiert, die kaum vorstellbar ist. Die Säuglinge und Kleinkinder sind verstört und verängstigt, manchmal gesundheitlich seit längerem unterversorgt oder sogar misshandelt worden.

Die Kleinen mussten in ihrem bisherigen und erst so kurzen Leben schon mehr Leid ertragen, als es die meisten Menschen je erfahren werden. Allein mit Worten lässt sich das Schicksal dieser armen kleinen Geschöpfe nicht beschreiben.

In den Schutzhäusern finden die akut bedrohten Säuglinge und Kleinkinder in kleinen familiären Gruppen rund um die Uhr individuelle Zuwendung und Geborgenheit. Dadurch wird ihre körperliche und psychische Entwicklung wieder stabilisiert, die aufgrund der bisherigen katastrophalen Lebensumstände stark gefährdet war.

Leider ist gerade beim Schutz von Kleinkindern und Säuglingen in den letzten Jahren ein starker Anstieg der erforderlichen Hilfe zu verzeichnen.

So schrieb z.B. das „Hamburger Abendblatt” bereits 2004 in dem Artikel „Die kleinen wunden Seelen vom Südring” (vom 01.10.2004):

„Sie kommen mit knurrendem Magen, erschöpft, verwahrlost, verletzt. Manche sind erst Wochen alt.. Manche kamen mit Verbrennungen am Unterarm - durch Zigaretten, die ihre Eltern an ihnen ausgedrückt haben. Manche hatten ihren Kuschelbären dabei. Sie trugen die Plastiktüte in der Hand und Hämatome am Körper. Gelb, blau, violett. Alte, mittelalte und neue.

Da sind ihre Blicke und ihr Ausdruck, ihre flachen Lider, Füße in Hausschuhen, die auf dem orangefarbenen PVC-Boden nicht richtig funktionieren. Sie funktionieren nirgendwo richtig. Die Motorik stimmt nicht. Sibylle W. sagt, es gebe "Fernsehsesselkinder". Sie durften selten raus, rennen und mit den anderen spielen. Sie haben nie eine Hütte gebaut oder Ausflüge gemacht mit Mama oder Papa. In einigen ihrer Körper steckt Hepatitis C oder HIV. Das haben sie von ihren Müttern.

Markus (2) steht einfach da und rollt seinen Zeigefinger an den Daumen. Seine Augen folgen den Bewegungen der anderen. Er steht da. Hier lernt niemand Ballett oder Blockflöte. Sie lernen zu essen. Zu sprechen, zu hüpfen, Rad zu fahren draußen im Garten, in dem Mini-Rampen aus Erde aufgeschüttet sind, über die andere Kinder in ihrem Alter kreischend rüberpesen würden. Die Kinder vom Südring nähern sich zögernd, ganz langsam. Sie lernen zu vertrauen. Auch den Großen, den Erwachsenen.”